Tibetisch

Tibetische Medizin

Es ist die große Frage, ob wir im Westen die Denkweise, die hinter der tibetischen Medizin steckt, je verstehen können.  Moxabehandlungen oder Massagen jedoch sind als einzelne Techniken in unser System durchaus übertragbar.

Spiegel der inneren Organe

Selbst die Krankheitsdiagnose im Westen entspricht in keiner Weise der in Tibet. Begriffe wie Migräne oder Diabetes sind im tibetischen System nicht vorgesehen, Krankheiten werden vielmehr nach Störungen der Körperenergien zusammengefasst. Laut tibetischer Medizin setzt sich der Körper aus den Elementen Erde, Wasser, Feuer, Wind, und Raum zusammen. Sind die Elemente im Ungleichgewicht, zeigt sich das in Krankheiten. Wobei es sich um Krankheiten der Körperenergie Wind, Galle und/oder Schleim handeln kann. Zu vieles Grübeln kann das Gleichgewicht ebenso ins Wanken bringen wie falsche Ernährung, das Wetter oder Zorn.

Dementsprechend viel Aufmerksamkeit wird der Diagnose gewidmet. Neben Haut und Körperform wird besonders der Urin unter die Lupe genommen. Sowohl Farbe als auch Sedimente können aufschlussreich sein, sie sind ein Spiegel für alle Probleme der inneren Organe. Weitere wichtige Diagnose-Instrumente: das Erfühlen des Pulses und die ausführliche Befragung des Patienten. Lebensstil, Ernährung, aber auch Emotionen und Träume interessieren dabei den tibetischen Arzt, denn Träume sagen etwas anderes als der Patient.

Wenn ein Patient etwa ständig vom Fliegen träumt, so ist das ein Hinweis auf eine Wind-Störung. Er macht sich zu viele Gedanken, hat zu viel Luft in sich. Das sind diagnostische Gedankengänge, die ein westlich orientierter Mensch wohl kaum nachvollziehen kann.

Anders ist es bei gewissen tibetischen Pillen: Die Präparate, die aus bis zu 100 Einzelpflanzen zusammengesetzt sind, haben mittlerweile auch in der westlichen Welt Einzug gehalten, allen voran das tibetische Mehrstoffgemisch Padma 28. Dieses Mittel ist derzeit Forschungsgegenstand an der Universität Innsbruck. Jede Substanz hat definierte wie unbekannte Nebenwirkungen.

Die Tibeter beherrschen die Kunst des Mischens. Sie verstehen es, in ihren Rezepturen die Hauptwirkung zu verstärken und die Nebenwirkung zu reduzieren. Ein möglicher Einsatz von Padma 28 bei chronischen Entzündungen sowie bei Krebserkrankungen wird untersucht. Jeder Entzündungsprozess, wie er etwa bei Arteriosklerose oder Asthma vorkommt, wird vom programmierten Zelluntergang begleitet.

Ein Motto der tibetischen Medizin: falscher Lebensstil und falsche Ernährung gelten als Hauptursache für Krankheiten, daher wird immer zuerst versucht, diese Krankheitsförderer auszumerzen. Erst danach erfolgt die Behandlung.

“Fremdartig”: Massage Ku Nye

Die tibetische Massage Ku Nye bedeutet

Ku : die Anwendung von Öl und die Bewegung der Gelenke.

Nye: beinhaltet Kneten, Reiben und leichtes Schlagen zur Beseitigung von Blockaden.

Darüber hinaus kann es vorkommen, dass man Vogelmistkompressen zur Behandlung von Arthritis oder Perlmutter-Muscheln zur Behandlung bei Nervenschmerzen einsetzt, was dem westlich orientierten Mediziner und Patienten wieder ein wenig eigenartig vorkommen mag.